Richtige Ernährung bei Neurodermitis – Was kann ich essen und was besser nicht?

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Das Chili-Hühnchen mit Cashews vom Inder? Oder doch lieber gedünsteter Reis mit Gemüse? Wer unter Neurodermitis leidet, will Bescheid wissen: Kann das frisch aufgetischte Essen der Haut womöglich schaden oder im schlimmsten Fall sogar einen neuen Schub auslösen? Gibt’s vielleicht sogar eine Neurodermitis-Diät? Lesen Sie hier, was Sie als Neurodermitiker über Ernährung wissen sollten.

Der Zusammenhang zwischen Neurodermitis und Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Weizen zum Beispiel in Brot kann gerade bei Kindern mit Neurodermitis zu einer Allergie führen.

Es gilt heute als gesichert, dass ein Zusammenhang zwischen Neurodermitis und Lebensmittel-Unverträglichkeit besteht. Allerdings muss das Thema differenziert betrachtet werden. Vereinfach gesagt existieren drei verschiedene Arten von Unverträglichkeiten:

  1. Die echte IgE-vermittelte Allergie auf Grundnahrungsmittel
  2. Die pollenassoziierte Lebensmittel-Allergie
  3. Die Pseudoallergie auf natürliche und synthetische Lebensmittelinhaltsstoffe

01. Die echte IgE-vermittelte Allergie auf Grundnahrungsmittel

Auch Kuhmilch kann eine IgE-vermittelte Allergie mitverantworten.

IgE steht für Immunglobulin E. Das ist ein Antikörper, das zum Abwehrsystem des Körpers zählt und allergische Reaktionen mitverantwortet.

"Bei Kindern mit Neurodermitis leiden etwa ein Drittel unter einer solchen echten IgE-vermittelten Lebensmittel-Allergie."

Die Reaktionen begrenzen sich dabei meist auf ein oder zwei Lebensmittel – vorwiegend Hühnerei, Kuhmilch, Weizen und Soja.

Zum Glück verliert sich diese Allergie häufig bis zum Schulalter. Bislang ist noch nicht final geklärt, wie hoch der Einfluss dieser Allergieform auf die Neurodermitis im Jugend- und Erwachsenenalter ist.

02. Die pollenassoziierte Lebensmittel-Allergie

Viele Allergiker haben Schwierigkeiten mit Gewürzen wie Pfeffer oder Anis.
Bei einer Kreuzreaktion beginnt bei viele Birkenpollen-Allergiker die Haut zu jucken, wenn sie Äpfel essen.

Bei Erwachsenen sind es überwiegend die pollenassoziierten Lebensmittel-Allergien, die sogenannten Kreuzreaktionen, die bei etwa 50 % der Neurodermitiker das Hautbild verschlechtern.

Dabei muss sich die Empfindlichkeit gegenüber Pollen nicht unbedingt im Symptom Heuschnupfen zeigen.

Pollenassoziiert bedeutet, dass zusätzlich zur Pollenüberempfindlichkeit während der Hochsaison eine Lebensmittelallergie besteht.

Typisch ist beispielsweise, dass Birkenpollen-Allergiker nach dem Genuss von Äpfeln Juckreiz verspüren – oder Kräuterpollen-Allergiker (z. B. Beifuß) Schwierigkeiten mit bestimmten Gewürzen, wie Kümmel, Pfeffer oder Anis, aber auch mit einigen Gemüsesorten haben.

03. Pseudoallergien auf natürliche und synthetische Lebensmittelinhaltsstoffe

Neben den klassischen Allergien gibt es immer wieder Hinweise darauf, dass auch andere Lebensmittelinhaltsstoffe einen Neurodermitisschub auslösen können. Die Diskussionen um dieses Thema werden rege geführt, doch leider ist die Datenlage bisher nicht ganz eindeutig. In verschiedenen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass bei einzelnen Neurodermitikern natürliche und künstliche Lebensmittelinhaltstoffe den Ekzemverlauf beeinflussen. Pseudoallergien sind nicht immunologisch vermittelt, vielmehr findet eine willkürliche Freisetzung von Histamin und anderen entzündungsfördernden Stoffen statt. Bei diesen Reizstoffen kann es sich sowohl um natürliche als auch um synthetische Inhaltsstoffe handeln. Zum Beispiel:

Konservierungsstoffe, wie z. B. E 211 (Natriumbenzoat), wird von Neurodermitikern nicht immer gut vertragen.
Käse- und Joghurtprodukte mit lebenden Mikroorganismen können auch zu Schwierigkeiten führen.
Eine ausgewogene Ernährung mit vielen Vitaminen und Nährstoffen ist für die Gesunderhaltung der Haut wichtig.

Lebensmittelzusatzstoffe, darunter:

  • Farbstoffe wie Tartrazin und Azorubin (u. A. in Getränken, Süß- und Knabberwaren, Dessertspeisen, Fertigprodukten),
  • Konservierungsstoffe wie Benzoesäure und Sorbinsäure (u. A. in Ketchup, Saucen, Wurst und Backwaren),
  • Antioxidanzien sowie Geschmacksverstärker wie Glutamat (u. A. in vielen Fertiggerichten) und
  • künstliche Süßstoffe (z. B. Aspartam, u. A. in Getränken, Süß- und Backwaren, Frühstücksflocken und Fertiggerichten)

Biogene Amine:
Diese entstehen, wenn Lebensmittel mit lebenden Mikroorganismen hergestellt werden, z. B. Käse, Sauerkraut, Essig oder Rotwein. Doch auch Schokolade, Avocados, Tomaten und Hefeextrakt enthalten biogene Amine.

Histamine:
Hierbei handelt es sich um ein Hormon, das in geräucherten und lange gereiften Lebensmitteln zu finden ist, z. B. in Salami, Hartkäse und in bestimmten Fischsorten wie Thunfisch und Sardellen.

Salicylate:
Die gärungs- und fäulnishemmende organische Salicylsäure kommt in diversen Früchten und Gemüsesorten vor (u. A. in Ananas, Weintrauben, Orangen, Aprikosen, Oliven, Gurken), aber auch in Wein und vielen Gewürzen.

Natürliche Aromastoffe:
z. B in Tomaten.

Wie bekomme ich heraus, welche Nahrungsmittel ich vertrage?

Der sogenannte Pricktest kann erste Hinweise auf mögliche Nahrungsmittelallergien geben.

Um herauszufinden, welche Lebensmittel Sie als Neurodermitiker nicht vertragen, kann ein Arzt verschiedene Tests durchführen – zum Beispiel den Pricktest. Dabei trägt der Arzt einen Tropfen Allergenlösung auf die Haut des Unterarms auf und sticht dort mit einer Nadel leicht ein. Daneben existieren auch labormedizinische Untersuchungen. Hier lassen sich anhand von Blut- und Urin-Proben Hinweise auf mögliche Nahrungsmittelallergien ermitteln. Die schlechte Nachricht dabei: Keiner dieser Tests ist absolut zuverlässig. Letztendlich müssen Sie selbst ausprobieren, was ihnen gut bekommt und was weniger.

Gibt es eine Neurodermitis-Diät?

Die Antwort lautet: Leider nein. Es existiert keine allgemeingültige, spezielle Diät für Patienten mit Neurodermitis. Als Betroffener sollten Sie jedoch auf eine ausgewogene, vitamin- und eiweißreiche Ernährung achten. Das heißt: möglichst täglich Milchprodukte, viele Vollkornprodukte, Gemüse und Obst, ein bis zwei Mal wöchentlich Fisch und nicht öfter als zwei bis drei Mal pro Woche Fleisch und Wurstwaren. Alles natürlich unter dem Vorbehalt, dass diese Lebensmittel keine Allergien bei Ihnen auslösen.

Lesen Sie unsere hilfreichen Tipps zum Umgang mit Neurodermitis im Gesicht und was Sie zur Pflege bei einem akuten Schub tun können.

Allgemeine Tipps für die tägliche Ernährung bei Neurodermitis

Nur wenn Sie selber kochen, wissen Sie auch genau, welche Stoffe Sie täglich zu sich nehmen.
Verwenden Sie besser natives Olivenöl anstelle von Butter oder Schmalz.
Achten Sie über den Tag verteilt auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Stilles Wasser ist dabei besser als stark kohlensäurehaltiges Mineralwasser.

Selber kochen
Versuchen Sie Fertigprodukte zu vermeiden – in ihnen sind häufig Reizstoffe wie Farb- und Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker, Süßungsmittel etc. enthalten. Auch Nahrungsmittelallergie-Auslöser wie Hühnereier, Kuhmilch, Weizen und Soja, Nüsse und Fisch sind häufig in industriell hergestellten Produkten enthalten. Und selbst wenn diese nicht explizit auf der Verpackung ausgewiesen sind, können sich Spuren davon darin befinden.

Gesunde Mahlzeiten
Konzentrieren Sie sich beim Kochen vor allem auf gesunde Lebensmittel wie Gemüse. Wenn Sie Obst und Gemüse nicht so gut vertragen, kann kurzes Andünsten die Verträglichkeit bei Neurodermitis erhöhen.

Pflanzliche Fette
Verwenden Sie beim Kochen besser pflanzliche Fette mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren, so wie Sonnenblumenöl und Olivenöl anstelle von Butter oder Schmalz.

Bewusst genießen
Schränken Sie den Genuss von stark kohlensäurehaltigen Getränken, Bohnenkaffee, scharfen Gewürze, Senf und Zitrusfrüchten möglichst ein – sie alle haben ihre Tücken. Und: Alkohol kann ebenfalls zu einer Verschlimmerung der Neurodermitis-Symptome führen.

Weitere Informationen

Neben der Ernährung, sollten Neurodermitiker besonderen Wert auf Ihre Hautpflege legen und auf Produkte mit geeigneten Inhaltstoffen achten. Lesen sie hier mehr dazu:

Medizinisch geprüft

Medizinisch geprüft von: Frau Dr. Simone Presto

Frau Dr. Simone Presto ist seit 1997 Medical Advisor bei der Beiersdorf AG. Ihr Schwerpunkt ist die Dermatologie. Sie steht im regelmäßigen Austausch mit Ärzten, Apothekern sowie Verbrauchern und betreibt aktive Aufklärungsarbeit zur adäquaten Hautpflege. Zuvor studierte sie Humanmedizin und arbeitete als praktische Ärztin mit Qualifikation in pharmazeutischer Medizin.

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