Nahaufnahme Achsel einer Frau

Hyperhidrose – Ursachen, Symptome und Lösungen

9 min Lesezeit
Mehr anzeigen

Schwitzen als normale Körperfunktion

Grafik: Schweißbildung
Wenn wir schwitzen, sondern die Schweißdrüsen Flüssigkeit ab, die über die Poren an die Hautoberfläche gelangt und hier verdunstet.
Schwitzen ist eine normale Funktion des Körpers. Bei warmem Wetter oder körperlicher Betätigung, zum Beispiel beim Sport, reguliert der Körper seine Temperatur durch Schwitzen. Aber auch Stress oder Nervosität kann zum Schwitzen führen. Bei der Schweißbildung wird eine salzige, durchsichtige Flüssigkeit (99 % Wasser, 1 % Salz) von den exokrinen (feuchtigkeitsbildenden) Schweißdrüsen abgesondert. An einigen Stellen des Körpers (vor allem unter den Achseln und im Genitalbereich) liegen zusätzlich apokrine Schweißdrüsen, die auch Duftdrüsen genannt werden. Geben nicht nur die exokrinen, sondern auch die apokrinen (duftbildenden) Schweißdrüsen Feuchtigkeit ab, entsteht Schweiß mit einer veränderten Zusammensetzung – er ist eiweiß- und fetthaltig. Egal, welcher Auslöser der Schweißbildung zugrunde liegt: Wenn die auf der Haut natürlich vorkommenden Bakterien Schweiß zersetzen, entsteht der typische, für viele eher unangenehme Körpergeruch. Jedoch riecht stressbedingter Schweiß oft stärker, da, anders als beim kühlenden Schweiß, die apokrinen Düsen beteiligt sind, die Duftstoffe aus dem Körper freisetzen. Besteht eine deutliche Tendenz zu übermäßigem Schwitzen, nennt man das Hyperhidrose. Bei dieser Funktionsstörung sind die Schweißdrüsen überaktiv. Wenn du auch im Ruhezustand oder bei mäßigen Temperaturen oft stark schwitzt, kann das auf eine Hyperhidrose hindeuten. Erfahre hier, wie sich die Erkrankung äußert und was du gegen übermäßiges Schwitzen tun kannst.

Unterschiede zwischen Hyperhidrose und starkem Schwitzen

Bei starkem Schwitzen ...

… kommt es vor allem beim Sport oder bei warmem Wetter zu nassen Flecken unter den Achseln, es bilden sich Schweißperlen auf dem Gesicht und die Socken werden schnell feucht.

… schützen normale Anti-Perspirants nicht ausreichend vor dem Schwitzen.

… stellt sich mit Anti-Transpirants, die speziell für starkes Schwitzen entwickelt wurde, eine Verbesserung ein.

… wirkt sich eine Umstellung des Lebensstils positiv auf das Schwitzen aus.

 

Bei Hyperhidrose …

… schwitzt man deutlich stärker als die meisten Menschen.

… bricht mindestens einmal in der Woche übermäßig der Schweiß aus.

… sind in der Familie oft weitere Fälle von Hyperhidrose bekannt.

… kann eine Grunderkrankung vorliegen.

… tropft der Schweiß gemäßigt oder stark und verursacht große nasse Flecken auf der Kleidung. Schuhe und Füße sind feucht und riechen nach Schweiß, auch die Hände sind feucht oder schweißnass.

Primäre und sekundäre Hyperhidrose

Frau empfindet Stress
Hyperhidrose kann Stress und Unwohlsein verursachen, was die Symptome wiederum verstärken kann – so entsteht ein Teufelskreis.

Übermäßiges Schwitzen ist nicht genau definiert, zum Beispiel in Form einer bestimmten Schweißmenge. Wenn starkes Schwitzen jedoch den Alltag und normale Aktivitäten stört, kann es sich um eine Hyperhidrose handeln. Der Begriff Hyperhidrose wird verwendet, wenn das Schwitzen übermäßig ist, also über das normale Maß hinausgeht. Es gibt zwei Hauptformen.

  • Das übermäßige Schwitzen tritt an bestimmten Körperteilen auf, zum Beispiel an Händen, Füßen, Gesichtspartien oder unter den Achseln: die primäre (idiopathische) oder fokale Hyperhidrose.
  • Obwohl übermäßiges Schwitzen nicht selbst als Erkrankung gilt, kann sie jedoch das Symptom einer Krankheit sein, manchmal sogar das einer schweren. Wenn das der Fall ist, handelt es sich um eine sekundäre Hyperhidrose.

Betroffene mit primärer oder sekundärer Hyperhidrose erleben ihren Zustand häufig als peinlich, belastend und manchmal sogar als starke Einschränkung. Übermäßiges Schwitzen kann daher schwerwiegende psychische Begleiterscheinungen haben wie zum Beispiel Angst und Niedergeschlagenheit durch das Schamgefühl.

Primäre Hyperhidrose – Symptome und Ursachen

Schweißtropfen auf dem Gesicht eines Mannes
Hyperhidrose macht sich durch sichtbare, übermäßige Schweißbildung bemerkbar.

Eine primäre Hyperhidrose ist wahrscheinlich, wenn das übermäßige Schwitzen länger als 6 Monate besteht. Sie tritt in den meisten Fällen mindestens einmal pro Woche symmetrisch und nicht während der Nacht auf. Die primäre oder fokale Hyperhidrose hängt nicht mit einer Erkrankung zusammen, sondern ist genetisch bedingt. Symptome zeigen sich in der Regel bereits vor dem 25. Lebensjahr.

Bei einer primären Hyperhidrose sind am häufigsten folgenden Körperteile betroffen:

  • Achseln (axilläre Hyperhidrose)
  • Rücken
  • Handflächen (palmare Hyperhidrose)
  • Gesicht (faziale Hyperhidrose)
  • Fußsohlen
  • Brust
  • Kniekehlen

Der Schweiß kann an mehreren Körperteilen gleichzeitig ausbrechen. Die fokale Hyperhidrose ist zwar genetisch bedingt. Es gibt jedoch einige zusätzliche Faktoren, die einen Schweißausbruch herbeiführen können. Dazu gehören z. B. akute Nervosität oder Angst und schweißtreibende Lebensmittel.

Die Forschung hat gezeigt, dass die primäre oder fokale Hyperhidrose durch eine Fehlfunktion im vegetativen Nervensystem ausgelöst wird: Der Teil des Gehirns, der den Schwitzvorgang steuert, sendet Signale an die Schweißdrüsen, auch wenn der Körper nicht gekühlt werden muss. Dadurch wird die Schweißbildung ohne offensichtlichen Grund angeregt. Bei der primären Hyperhidrose gibt es eine familiäre Häufung, die auf 30 bis 50 % der Betroffenen zutrifft. Verwandte sind oder waren des Öfteren davon betroffen. Die fokale Hyperhidrose betrifft nur Menschen, die ansonsten gesund sind, setzt in der Pubertät ein und ist im 2. oder 3. Lebensjahrzehnt am stärksten ausgeprägt.

Symptome und Ursachen der sekundären Hyperhidrose

Bauch einer schwangeren Frau
Die Hormonschwankungen, die durch eine Schwangerschaft entstehen, können Hyperhidrose fördern.
Frau führt Tablette zum geöffneten Mund
Auch einige Medikamente können übermäßiges Schwitzen auslösen.

Bei einer sekundären Hyperhidrose hängt die Häufigkeit der Schweißausbrüche von einer Grunderkrankung oder hormonellen Dysbalance ab, die diese auslöst. Das übermäßige Schwitzen tritt dann sozusagen als Nebenwirkung der Erkrankung auf oder ist an eine hormonelle Veränderung (z. B. durch eine Schwangerschaft oder die Wechseljahre) geknüpft.

Die sekundäre Hyperhidrose kann zum Beispiel folgende Ursachen haben:

  • Schwangerschaft
  • Wechseljahre
  • Angst
  • Drogen- oder Alkoholmissbrauch
  • Herzerkrankungen
  • Diabetes mellitus
  • Ateminsuffizienz
  • Adipositas
  • Gicht
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Einnahme bestimmter Medikamente
  • Schädigung peripherer Nerven
  • Parkinson
Ebenso können eine veränderte Lebensweise, ein schwankender Gesundheitszustand und starke Gewichtszunahme, aber auch ein extremer Klimawechsel oder heftige Wetterumschwünge eine sekundäre Hyperhidrose begünstigen. Aufgrund der Vielzahl an möglichen Auslösern ist es unbedingt erforderlich, dass du dich bei Verdacht auf eine sekundäre Hyperhidrose schnellstmöglich ärztlich untersuchen lässt, damit eine Diagnose gestellt werden und die passende Behandlung erfolgen kann.

Begleitende Beschwerden bei primärer und sekundärer Hyperhidrose

Oberkörper einer Frau mit Schweißflecken und Handtuch um den Hals
Starkes Schwitzen beim Sport und im Alltag kann für Betroffene sehr unangenehm sein.

Heftige Schweißausbrüche können die Lebensqualität in unterschiedlicher Weise einschränken:

1.  Häufiges Duschen oder Umziehen im Laufe des Tages ist zeitraubend.

2.  Starkes Schwitzen an den Händen kann Unbehagen beim Händeschütteln und damit für die Betroffenen peinliche Situationen hervorrufen.

3.  Ähnliches gilt bei Schweißausbrüchen an Füßen, dem Körper oder unter den Achseln: Betroffene gehen vielleicht aus Scham nicht mehr zum Sport oder haben Hemmungen, Jacke oder Schuhe auszuziehen. 

4.  Manchmal leidet sogar die Arbeit darunter (zum Beispiel können bei einer fokalen Hyperhidrose an den Händen Werkzeuge aus der Hand rutschen oder Tastaturen glitschig werden).

All diese Faktoren können zum sozialen Rückzug führen.

Behandlungen und Maßnahmen zur Linderung einer Hyperhidrose

Es gibt kein Mittel, welches das Schwitzen ganz verhindert. Das ist auch nicht wünschenswert, da es sich dabei um eine wichtige Körperfunktion handelt. Allerdings stehen Betroffenen heutzutage mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, um die Symptome einer Hyperhidrose zu lindern. Einige bieten sogar eine dauerhafte Lösung. Die angebotenen operativen und konservativen Maßnahmen unterscheiden sich hinsichtlich Dauerhaftigkeit, Nebenwirkungen und Kosten. Die meisten Maßnahmen setzen an den Nerven an, die die Schweißdrüsen stimulieren. Eine wirksame Behandlung kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessern, sodass Vor- und Nachteile einer Maßnahme sorgfältig abzuwiegen sind. Behandlungen sollten zudem immer ärztlich abgeklärt werden.
Grafik: Aluminiumsalze verengen Schweißdrüsen in der Haut
Anti-Transpirants enthalten Aluminiumsalze, die in die Schweißkanäle eindringen und diese vorübergehend verengen.
Frau trägt Eucerin Anti-Transpirant 48 h Roll-on unter der Achsel auf
Wenn Sie den Eucerin Anti-Transpirant 48 h Roll-on am Abend auftragen, können die Wirkstoffe über Nacht die Schweißkanäle verengen.

Anti-Transpirants bzw. Anti-Perspirants können durch ihren Hauptwirkstoff auf Basis von Aluminiumsalzen helfen, übermäßiges Schwitzen unter den Achseln zu bekämpfen. In der Regel werden sie von Dermatologinnen und Dermatologen als erste Maßnahme empfohlen, da es sich um eine unkomplizierte und „kosmetische“ Behandlungsform handelt, die schonender ist als ein invasiver Eingriff. Bei dieser Maßnahme steht jedoch nicht die heilende Behandlung der Hyperhidrose an sich im Mittelpunkt, sondern nur die Eindämmung und Linderung der Symptomatik. Aluminiumsalze wie Aluminiumchlorhydrat (ACH) oder Aluminiumchlorid (AC) wirken auf die exokrinen und apokrinen Schweißdrüsen, indem sie in die Schweißkanäle eindringen und diese vorübergehend verengen. So kann weniger Schweiß aus dem Körper an die Hautoberfläche gelangen und die Schweißbildung wird gehemmt. Das Verengen ist nicht gesundheitsschädlich. Weniger Schweiß bedeutet weniger Nässe und deutlich weniger Geruch. Anti-Transpirants sind als Spray oder Roll-on erhältlich. Sogar eine geringe Menge eines Anti-Transpirants kann einen großen Unterschied machen und die Schweißmenge reduzieren.

Bei starkem Schwitzen empfehlen wir folgende Vorgehensweise:

Trage den Eucerin Anti-Transpirant 48 h Roll-on abends vor dem Zubettgehen, morgens nach dem Duschen oder jederzeit nach dem Reinigen der Achseln auf. Wenn du den Anti-Transpirant am Abend vor dem Zubettgehen aufträgst, kann es über Nacht einwirken und die Schweißkanäle verengen, ohne dass es unter der Dusche abgewaschen wird. Ihre Wirkung hält mindestens zwei Tage lang an. Die Wirkung kann durch eine häufigere Anwendung verstärkt werden. Falls deine Haut empfindlich ist und du zu Hautirritationen neigst, solltest du den Eucerin 24 h Deodorant Empfindliche Haut Roll-on ausprobieren. Auch dieser schützt wirksam für bis zu 24 Stunden vor starkem Schwitzen und Schweißgeruch und ist dabei besonders sanft und pflegend – auch bei neurodermitischer oder sehr empfindlicher Körperhaut.

Zeigen Anti-Transpirants bei dir keine oder eine unzureichende Wirkung, kannst du dich in deiner dermatologischen Praxis über weitere Behandlungsmöglichkeiten informieren.

Behandlung mit Medikamenten

Seit einigen Jahren ist auch eine bestimmte Medikamentengruppe zur Behandlung bei Hyperhidrose zugelassen. Dabei handelt es sich um sogenannte Anticholinergika. Sie hemmen den Botenstoff Acetylcholin, der für die Stimulation der Schweißdrüsen verantwortlich ist, und werden hauptsächlich zur Behandlung einer sekundären Hyperhidrose eingesetzt. Da Acetylcholin jedoch auch noch weitere Aufgaben im Körper hat und z. B. auch bei der Aktivierung von Muskeln und der Versorgung von Organen beteiligt ist, können Anticholinergika auch schwere Nebenwirkungen mit sich bringen. Daher werden sie in der Regel nur bei sehr schweren Fällen von Hyperhidrose verschrieben.

Dermatologische Behandlungsmöglichkeiten

Es ist auch möglich, die Schweißbildung mittels minimalinvasiver Methoden für einen längeren Zeitraum zu reduzieren oder sogar fast vollständig zu stoppen. Zum einen kann starker Achselschweiß durch das Injizieren von Botulinumtoxin Typ A (auch bekannt als Botox) vermindert werden. Das Nervengift sorgt dafür, dass die Nerven den Schweißdrüsen keine Signale mehr senden können, wodurch die Schweißbildung gehemmt wird. Zum anderen können Schweißdrüsen durch die Iontophorese (Ionentherapie) vorübergehend „ausgeschaltet“ werden. Bei dieser Behandlung dringen Ionen mithilfe von Gleichstrom in die Haut ein und stoppen den Prozess der Schweißbildung. Die Iontophorese eignet sich vor allem zur Behandlung einer fokalen Hyperhidrose an den Händen und Füßen.

Operative Eingriffe

In sehr schweren Fällen kann sogar eine Operation an der Schilddrüse in Betracht gezogen werden. Der Eingriff führt dazu, dass der Körper keine Signale mehr an die Schweißdrüsen leitet. Die Operation kann Betroffenen mit einer schweren fokalen Hyperhidrose an den Händen, unter den Achseln oder im Gesicht empfohlen werden.

Weitere mögliche Maßnahmen und Vorkehrungen

Frau trinkt ein Glas Rotwein
Verzichte möglichst auf Alkohol und andere schweißtreibende Lebens- und Genussmittel, um den Symptomen von Hyperhidrose entgegenzuwirken.

Übermäßiges Schwitzen kann auch durch einige Anpassungen und Umstellungen in der Lebensweise vermindert werden, zum Beispiel:

  • Meiden von scharfem Essen, Alkohol, Nikotin und Kaffee
  • Meiden von direktem Sonnenlicht indem du Kleidung aus Naturfasern trägst, z. B. aus Baumwolle
  • Meditation oder Entspannungsübungen zum Reduzieren von Stress und Nervosität


Weitere Maßnahmen, die das Wohlbefinden trotz einer vorhandenen Hyperhidrose steigern können, sind

  • helle oder sehr dunkle Kleidung zu tragen, auf der die Zeichen des Schwitzens kaum zu sehen sind und/oder
  • das Verwenden von Achselpads, die den austretenden Schweiß aufsaugen und so die Kleidung schützen und Schweißflecken vermeiden.

Medizinisch geprüft von: Frau Dr. Simone Presto

Frau Dr. Simone Presto ist seit 1997 Medical Advisor bei der Beiersdorf AG. Ihr Schwerpunkt ist die Dermatologie. Sie steht im regelmäßigen Austausch mit Ärzt*innen, Apotheker*innen sowie Verbraucher*innen und betreibt aktive Aufklärungsarbeit zur adäquaten Hautpflege. Zuvor studierte sie Humanmedizin und arbeitete als praktische Ärztin mit Qualifikation in pharmazeutischer Medizin.

Empfohlene Produkte

Ähnliche Artikel

Die Eucerin Apotheke in deiner Nähe